"Am 9. April hat sich im Atomkraftwerk Fessenheim ein Störfall ereignet, dessen Ausmaß erst Wochen später bekannt geworden war. Dabei hat sich erneut gezeigt, wie gefährlich der Weiterbetrieb dieses Atomkraftwerks ist. Eine hochgefährliche Mischung aus maroder Technik und Schlamperei haben dazu geführt, dass elektronische Regelsysteme ausgefallen sind und einer von nur zwei Strängen des Reaktorschutzsystems nicht verfügbar war", erklärt die grüne Landtagsageordnete Bärbl Mielich und fordert: “Dieses Atomkraftwerk ist eine Zeitbombe und darf nicht weiterbetrieben werden!”
Das Umweltministerium Baden-Württemberg sehe sich in seiner Haltung, für eine schnellstmögliche Stilllegung des Atomkraftwerks Fessenheim einzutreten, durch diesen Störfall bestärkt, erklärte dieses auf eine Anfrage von Bärbl Mielich. Erst wenige Wochen zuvor hatte Umweltminister Franz Untersteller in einem Schreiben an die Abgeordnete erklärt: Grundsätzlich sei die Häufung von unbeabsichtigten Vorfällen in einem Atomkraftwerk bedenklich und werfe Fragen nach der Beherrschbarkeit dieser Technologie auf. Untersteller versicherte, dass die Landesregierung sich für eine schnellstmögliche Abschaltung des grenznahen Atomkraftwerkes einsetze. Bei einem Besuch des französischen Regierungsbeauftragten Jean-Michel Malerba in Stuttgart sei dies erneut bekräftigt und der französischen Staatsregierung zur Unterstützung des Ausstiegs neben einem umfangreichen Erfahrungsaustausch eine enge Zusammenarbeit auf dem energiewirtschaftlichen Sektor zum beidseitigen Vorteil angeboten worden.
Zu dem Störfall vom 9. April teilt das Umweltministerium in einem Schreiben an die Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich mit:
Im Atomkraftwerk Fessenheim seien es bei einem Befüllvorgang Fehler gemacht worden. Zudem sei ein für den Überlauf vorgesehenes Abflussrohr durch Feilspäne, Rost und Schmutz verstopft gewesen. Dadurch sei es zu einer Übeflutung gekommen und Wasser in Leittechnikschränke gelangt, wodurch einer von zwei Strängen des Reaktorschutzsystems funktionsuntüchtig geworden war. Die betriebliche Leistungsregelung des Reaktors mit den Steuerstäben sei dadurch nicht mehr möglich gewesen. Das Einfallen der Steuerstäbe bei einer vom Wartungspersonal ausgelösten Reaktorschnellabschaltung (RESA) hätte nach Informationen der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN erfolgen können. Der Betreiber des AKW Fessenheim habe sich jedoch gegen eine Leistungsreduzierung für eine Reaktorschnellabschaltung entschieden und den Weg der Aufborierung gewählt. Der Ausfall der Steuerung und Regelung der Steuerstäbe habe keinen Einfluss auf die automatische Reaktorschnellabschaltung gehabt. Eine solche wäre im Anforderungsfall erfolgt, vorausgesetzt es wären keine weiteren für diesen zweiten Sicherheitsstrang relevanten Störungen aufgetreten.
Ein derartiger Schaden oder Ausfall eines Teils des Sicherheitssystems sei als Ereignis der Stufe 1 auf der INES-Skala zu bewerten. Bei der von der ASN aufgrund dieses Ereignisses am 10. April durchgeführten Revision habe sich der Verdacht ergeben, dass es zu Abweichungen von den Betriebsvorschriften gekommen sein könnte. Es sei dabei insbesondere um mangelhafte Vorschriften und mangelhafte Überwachung des Befüllvorgangs, des Abfahrens durch Aufborierung des Primärkreises anstelle des Abfahrens oder der Schnellabschaltung mittels der Steuerstäbe, sowie Unterkühlung des Primärkreises bei der Leistungsabsenkung gegangen. Bei gehäuften Schwächen im Bereich der Betriebsvorschriften oder bei einem nicht sicherheitsgerichteten Verhalten des Personals sehe die INES-Skala eine Höherstufung um eine Stufe vor. Die weitere Aufklärung der Hintergründe und Abläufe durch die ASN werde zeigen, ob eine Höherstufung angezeigt sei.
Das Umweltministerium kündigte an, bei der nächsten Sitzung der Deutsch-Französischen Kommission für Fragen der Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen (DFK) um weitere Informationen zu diesen Schwächen und um eine Bewertung der ASN zu bitten.
„Die Region ist wieder einmal an einer Katastrophe vorbeigeschrammt“, stellt die Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich fest. „Der Weiterbetrieb dieses Atomkraftwerks ist unverantwortlich. Ich appelliere erneut an die Verantwortlichen, endlich die Reißleine zu ziehen und das Atomkraftwerk Fessenheim umgehend stillzulegen“.
(Presseinfo: Dora Pfeifer-Suger, Persönliche Referentin, Wahlkreisbüro Bärbl Mielich, MdL, Vorsitzende des Sozialausschusses, Gesundheitspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Müllheim, vom 2.9.14, 15.26 Uhr)
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Breisgau-Hochschwarzwald - Müllheim
2. Sep 2014 - 15:35 UhrStörfall im AKW Fessenheim - Grüne-Landtagsageordnete Bärbl Mielich: "Marode Technik und Schlamperei haben am 9. April zu einem Störfall im AKW Fessenheim geführt."
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