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Ortenaukreis - Ortenaukreis

24. Mar 2023 - 15:41 Uhr

„550 Kilometer Kanalnetz“ - Die Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes „Raum Offenburg“ im Interview

„550 Kilometer Kanalnetz“ - Die Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes „Raum Offenburg“ im Interview.
Teamwork: Die AZV-Geschäftsführer Matthias Mättler (links) und Thomas Osthoff. 

Foto: Stadt Offenburg - Abwasserzweckverband „Raum Offenburg“
„550 Kilometer Kanalnetz“ - Die Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes „Raum Offenburg“ im Interview.
Teamwork: Die AZV-Geschäftsführer Matthias Mättler (links) und Thomas Osthoff.

Foto: Stadt Offenburg - Abwasserzweckverband „Raum Offenburg“

Im Abwasserzweckverband „Raum Offenburg“ (AZV) sind die Stadt Offenburg sowie die Gemeinden Durbach, Hohberg, Ohlsbach und Ortenberg zusammengeschlossen. Verbandsvorsitzender ist der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens. Das operative Geschäft betreuen seit vorigem Jahr der kaufmännische Geschäftsführer Matthias Mättler und der technische Geschäftsführer Thomas Osthoff. Mit ihnen sprachen wir über die Arbeit des AZV.

Wenn das Spülwasser im Abfluss verschwunden, die Toilettenspülung gedrückt ist, fängt Ihre Arbeit an. Welchen Weg nimmt das Abwasser im weiteren Verlauf?:
Thomas Osthoff: Wenn das Spülwasser die Häuser verlässt sorgen unsere Leitungen, Anlagen und Mitarbeitenden dafür, dass dieses Abwasser, was wir als Schmutzwasser bezeichnen, schadfrei abgeleitet und ordnungsgemäß gereinigt wird. So geht es vom Hausanschluss direkt in den Hauptkanal, das heißt, in die öffentliche Kanalisation. Von dort nimmt es seinen Weg bis zu unserer Verbandskläranlage am Standort Offenburg-Griesheim, was je nach Haushalt eine Strecke von bis zu 30 Kilometer bedeuten kann. Auf der Kläranlage wird das Abwasser in mehreren Reinigungsstufen mechanisch und biologisch geklärt, so dass es anschließend gereinigt in den Mühlbach eingeleitet werden kann.

Kommen wir zu den Kosten für die Haushalte. Berechnet wird ja nicht nur das Wasser, das im Abfluss verschwindet...:
Matthias Mättler: Da haben Sie recht, es fallen auch Kosten für die Entsorgung des Niederschlagswassers an. Durch die Einführung der gesplitteten Abwassergebühr in 2012 haben wir daher auch zwei Gebührensätze. Das Abwasser wird nach der verbrauchten Wassermenge und die Niederschlagswassergebühr nach der versiegelten Fläche berechnet.

Inwieweit ist die Abwasserbeseitigung von der Inflation betroffen? Und wie wird sich das auf die Preise für die Haushalte auswirken?:
Mättler: Wie in allen Bereichen wirkt sich die Inflation auch auf unseren Kostenaufwand aus. Das heißt auch wir sind mit steigenden Preisen insbesondere für unsere Betriebsstoffe konfrontiert. Wie sich das letztlich auf die Abwassergebühren auswirken wird, kann heute noch nicht beziffert werden.

Können Sie genaue Zahlen zum aktuellen Stand und für die kommenden Jahre nennen?:
Mättler: Momentan zahlt der Bürger in Offenburg für 1000 Liter bzw. einen Kubikmeter Abwasser 1,51 Euro. Für die Niederschlagswassergebühr fallen 36 Cent pro Quadratmeter versiegelter Fläche an. Die Gebühren werden aller Voraussicht nach bis einschließlich 2024 unverändert bleiben.

Wie viel Wasser aus Haushalten, Industrie und Niederschlag behandelt der AZV pro Jahr?:
Osthoff: Auch wenn kaum eine Leitung sichtbar ist, erstreckt sich unter unseren Füßen ein Kanalnetz mit einer Gesamtlänge von rund 550 Kilometern. Da aus einigen Bereichen das Abwasser nicht im freien Gefälle bis zur Kläranlage fließen kann, sind in unserem Einzugsgebiet insgesamt 26 Pumpwerke angeordnet. Neben unserer Verbandskläranlage, in der der Großteil des Abwassers behandelt wird, sind in unserem Einzugsgebiet einige Regenklärbecken angeordnet, in denen behandlungsbedürftiges Niederschlagswasser vor der Einleitung in ein Gewässer gereinigt wird.

Vor einigen Jahren hat sich der AZV an einem Projekt zur Phosphor-Rückgewinnung beteiligt. Was ist daraus geworden?:
Osthoff: Um Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen und damit als Rohstoff für die Düngemittelherstellung verwenden zu können, wurde zusammen mit der Universität Stuttgart auf unserer Kläranlage eine Pilotanlage zur Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm erprobt. Das Pilotprojekt, kurz MAP genannt, wurde vor ein paar Jahren eingestellt. Zwar konnte mit der Pilotanlage ein sehr hochwertiges Produkt erzielt werden, jedoch war der Betreuungs- und Chemikalienaufwand zu hoch und der Ertrag zu niedrig, so dass es uns langfristig sinnvoller erscheint, die Phosphorrückgewinnung nicht auf einzelnen Kläranlagen wie unserer, sondern zentral für den Klärschlamm mehrerer Anlagen zu realisieren.

Inzwischen werden auch Themen wie Medikamentenrückstände und Mikroplastik in der Öffentlichkeit diskutiert. Wie ist der AZV in diesen Bereichen aufgestellt?:
Osthoff: Die Verbandskläranlage ist zwar nicht mit einer sogenannten 4. Reinigungsstufe zur Entfernung von Spurenstoffen, zu denen auch Medikamentenrückstände zählen, ausgerüstet, jedoch werden viele dieser Substanzen und vor allem auch ein Großteil der Mikroplastikpartikel, die im Abwasser enthalten sind, bereits durch unsere vorhandenen Reinigungsstufen entfernt. Ob eine weitergehende Reinigung in Form einer 4. Reinigungsstufe, die einen zusätzlichen Kosten- und Energieaufwand darstellt, sinnvoll ist, hängt vor allem von der Belastung des Gewässers ab, in das die Kläranlage einleitet. Mit unseren Gewässern Mühlbach und Kinzig sind die Randbedingungen an unserem Standort so, dass das Umweltministerium derzeit keinen Handlungsbedarf bezüglich des Baus einer 4. Reinigungsstufe für uns sieht. Dennoch verfolgen wir natürlich die technischen und gesetzlichen Entwicklungen auf diesem Gebiet intensiv und sind auch immer wieder im Austausch mit anderen Betreibern.

Wie viele Mitarbeitende beschäftigt der AZV, und welche Aufgaben erfüllen sie?:
Mättler: Momentan haben wir rund 38 Mitarbeitende. Diese betreiben unsere Verbandskläranlage für rund 150 000 Einwohnerwerte und unser Kanalnetz mit allen Pumpwerken und sonstigen Außenstationen. Zusätzlich betreuen wir im Auftrag der Stadt Offenburg noch die städtischen Gewässer und sind für die Genehmigung der Grundstückstentwässerungen zuständig.

Welche Perspektiven können Sie Schülerinnen und Schülern bieten, die demnächst ihren Abschluss machen?:
Mättler: Der Schutz unserer Umwelt ist eine wichtige Aufgabe, zu der natürlich auch die Reinigung des Abwassers zählt, wozu unsere Mitarbeitenden tagtäglich beitragen. Schon seit vielen Jahren bilden wir beim AZV junge Menschen zur Fachkraft für Umwelttechnik aus. Abwasserreinigung mag für die eine oder den anderen vielleicht nach etwas übel Riechendem klingen, aber in Wirklichkeit ist dies eine spannende und technisch hochinteressante Ausbildung mit Zukunftspotenzial, die in unserer Zeit immer mehr an Sinnhaftigkeit gewinnt. Gerne können interessierte Schülerinnen und Schüler dies im Rahmen eines Praktikums bei uns ausprobieren.


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