Der Appell, sich wieder vermehrt in der Stadtgemeinschaft einzusetzen, ehrliche Worte der Oberbürgermeisterin, was die städtischen Finanzen anbelangt, hervorragende musikalische Darbietungen sowie verdiente Ehrungen an Menschen, die sich mit großem Einsatz ehrenamtlich engagieren, sorgten für den würdigen Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Weil am Rhein. Es war der erste von Diana Stöcker.
Riesiges Interesse:
Das größte gesellschaftliche Ereignis lockte wieder 500 Menschen in den Großen Sitzungssaal. Darunter auch 100 Bürgerinnen und Bürger, die sich für ein Bürgerticket bewarben und unter den vielen Einsendungen auch ausgelost wurden. Nach dem offiziellen Festakt hatten die Besucherinnen und Besucher genügend Zeit, um ins Gespräch zu kommen.
Stöckers Neujahrsansprache:
„Die Gemeinden sind der eigentliche Ort der Wahrheit, weil sie der Ort der Wirklichkeit sind“: Mit diesem Zitat des Verlegers und Politikers Hermann Schmitt-Vockenhausen hat Weils Oberbürgermeisterin Diana Stöcker ihre Neujahrsrede begonnen. Im Fokus standen dabei die Ermutigung, sich wieder für mehr Miteinander in der 3-Länder-Stadt einzusetzen, und die schwierige finanzielle Lage, die den Kommunen aktuell, aber auch in Zukunft zu schaffen macht.
Und diese Wirklichkeit spiegelten auch die Ausführungen Stöckers beim Neujahrsempfang wider: So wird eine Stadt erst durch die vielen Menschen lebendig und lebenswert, die sich oft ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren, sei es in der Blaulichtfamilie, politisch, kulturell, im Sport oder im sozialen Bereich.
Diese Menschen, die für das Miteinander sorgen und ihre eigenen Bedürfnisse oft hinten anstellen, die ihre Freizeit für andere widmen und Menschen zusammenbringen, standen im Mittelpunkt der Ansprache. Stöcker bedankte sich für deren Einsatz. „Sie sind das Fundament der Demokratie, an der Basis des Zusammenlebens, die von Werten wie Solidarität, Teilhabe und Eigenverantwortung geleitet wird.“
Die Oberbürgermeisterin machte klar: „Eine Stadtgesellschaft funktioniert nicht ohne die Mitwirkung seiner Einwohnerinnen und Einwohner, ohne das Ineinandergreifen, Verzahnen und Vernetzen seiner Mitglieder.“ Dieser Gemeinschaftsgedanke ist in diesen, nicht einfachen Zeiten, wo wichtige Werte vermisst werden, ein ganz wichtiger Aspekt.
Als Oberbürgermeisterin habe sie in vielen, vielen Mails und Gesprächen immer wieder dieselben Klagen zu hören bekommen. Immer und immer wieder ging es um: „zunehmenden Individualismus, Egozentrismus, mangelnden Respekt und Wertschätzung, Frechheit und Unverfrorenheit.“ Stöcker führte aus: „Es wird gerast, nicht nur falsch, sondern behindernd geparkt, privater Müll im großen Maßstab entsorgt, gerempelt, angepflaumt, öffentliches und privates Eigentum zerstört, zu Nachtzeiten gelärmt, provoziert und sein Recht eingefordert.“
Stöcker ermutigte, dass Werte, wie Ordnung, Wertschätzung und Respekt für einander wieder in den Mittelpunkt gestellt werden, und jede und jeder Einzelne dies wieder stärker versuchen solle. „Jeder soll ein Teil davon sein. Sozusagen das Projekt „Stadtgesellschaft 4.0“ – für mehr Ordnung, Sauberkeit und Miteinander. Und eingebunden werden solle alle gesellschaftliche Gruppen, egal ob klein oder groß, zugezogen oder lange ansässig, Schulkind, fachangestellt oder selbstständig tätig.
Stöcker: „Nicht meckern und kritisieren, sondern selbst tätig werden und in Verantwortung gehen in meiner Stadt, vor meiner Haustüre und in den Einrichtungen und Vierteln, in denen ich mich bewegen.“ Auch als Stadt werde man da mitmachen. „Unter dem Motto „Weil.Sauber.Besser“ soll ein entsprechendes Projekt koordiniert werden.
Ein anderer wichtiger Punkt ihrer Rede war auch der kommunale Handlungsspielraum, der aufgrund der immer weiter auseinander gehenden Schere zwischen Einnahmen- und Ausgabenseite immer kleiner wird. „Es ist notwendig, den Bürgerinnen und Bürgern reinen Wein einzuschenken“, zitierte sie eine Pressemitteilung der kommunalen Landesverbände.
„Die aktuelle Finanzlage eröffnet kaum Spielräume, und wir werden finanziell nur handlungsfähig bleiben, wenn der städtische Haushalt finanziell resilient aufgestellt und der Fokus verstärkt darauf gerichtet wird, tragfähige Strukturen zu entwickeln, die auch morgen noch finanzierbar sind“, machte die Oberbürgermeisterin deutlich.
Es müsse eine Diskussion darüber geführt werden, was sich die Stadt künftig weiter leisten können und wolle und wie sich das einerseits auf die Gebühren und Steuern auswirken werden, eventuell aber auch, welche Standards eingehalten werden könnten.
„Durch das Verankern immer neuer Aufgaben, insbesondere durch Übertragung auf die Kommunen, gibt es ein gesamtgesellschaftliches Leistungsversprechen, dass sich faktisch nicht mehr finanzieren lässt“, sagte Stöcker. „Die Finanzen aller Kommunen sind im freien Fall, viele Kommunen haben strukturelle Liquiditätsprobleme, die Gestaltungskraft und Zukunftsinvestitionen und letztlich der gesellschaftliche Zusammenhalt geraten damit in Gefahr.“
Grüße der Trachtengruppe:
Die Markgräfler Trachtengruppe um Michael Lindemer an der Spitze überbrachten ihre Neujahrsgrüße an Oberbürgermeisterin Diana Stöcker und Bürgermeister Lorenz Wehrle sowie die gesamte Festgesellschaft. Mit im Gepäck hatten sie selbstverständlich auch die Neujahrsbrezeln.
Beeindruckende Klänge:
Die Orchestergesellschaft unter der Leitung von Franck Nilly sorgte wieder einmal für die richtigen Töne, mal klassisch, mal beschwingt, mal feierlich. Zum Auftakt spielten die versierten Musikerinnen und Musiker „La cambiale di matrimonio“ von Rossini, es folgten „Gonna fly now“ von Conti und „Raindrops keep falling on my head“ von Bacharach. Des Weiteren begleiteten sie den jungen Überraschungsgast.
Großer Applaus für Ausnahmeviolinistin:
Eben jener musikalische Überraschungsgast des Abends, die Ausnahmeviolinistin Eleonora von Albertini, wurde von den Anwesenden gefeiert. Die Achtjähriges ist ein riesiges Talent, das in der Städtischen Musikschule von Valeria Gleim unterrichtet wird. Tosenden Applaus gab es für sie nach ihrer gelungenen Darbietung des ersten Satzes aus dem Violinkonzert a-Moll von Antonio Vivaldi.
Ehrungen für verdiente Bürgerinnen und Bürger:
Traditionell werden beim Neujahrsempfang Menschen gewürdigt und ausgezeichnet, „die die Stadt mit Leben erfüllen, sich für das zivile Leben und den sozialen Zusammenhalt einsetzen und damit einen großen und wertvollen Beitrag leisten, unsere Stadtgesellschaft besonders lebenswert zu gestalten“, wie Stöcker betonte. Mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg wurden ausgezeichnet: Doris und Serge Spieß vom ESV Weil sowie Gustav Walliser vom Gesangverein Haltingen.
Tischtennis in Weil am Rhein ist eng verbunden mit dem Ehepaar Spieß. „Ihr Wirken im Verein ist immer von hoher Zuverlässigkeit und beeindruckendem Engagement geprägt“, sagte Stöcker. Während Doris Spieß seit fast 35 Jahren die Tischtennisabteilung des ESV führt, ist Serge Spieß seit 30 Jahren als sportlicher Leiter aktiv. „Mit Leidenschaft, Enthusiasmus und außerordentlichem Engagement“ würde sich das Ehepaar Spieß einsetzen. Ihr Herzblut und ihre zielstrebige Arbeit schlage sich auch in großen sportlichen Erfolgen der Mannschaften wieder. Daneben ist die Tischtennisabteilung aber immer wieder bei Festen in der Stadt aktiv und stellt sich damit in den Dienst der Einwohnerschaft und der Menschen der Region.
„Gustav Walliser ist das Gesicht des Gesangvereins Haltingen“, meinte Stöcker. Seit 35 Jahren würde er unermüdlich und immer zukunftsorientiert den Verein als Präsident führen. Die Art und Weise, wie Walliser, der mittlerweile auch mehr als 15 Jahre im Gemeinderat der Stadt sitzt, dieses Amt ausführe und damit auch den Ortsteil und die Stadt vertritt, sei außergewöhnlich und vorbildlich. „Er stellt sich immer mit großer Disziplin und mit Herzblut den Aufgaben, lässt sich in die Pflicht nehmen und hat sich selbst auch immer in die Pflicht genommen.“ Der Gesangverein sei eine nicht mehr wegzudenkende bürgerschaftliche Institution und ein herausragender Teil der Kulturlandschaft.
(Presseinfo: Stadt Weil am Rhein, 13.01.2025)
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Kreis Lörrach - Weil am Rhein
13. Jan 2025 - 12:12 UhrBeim Neujahrsempfang der Stadt Weil am Rhein stand das Miteinander im Mittelpunkt - Verzahnen und Vernetzen statt verzweifeln und verzagen
Beim Neujahrsempfang der Stadt Weil am Rhein stand das Miteinander im Mittelpunkt.
Oberbürgermeisterin Diana Stöcker hält ihre erste Neujahrsansprache und stellt dabei das Miteinander innerhalb der Stadtgesellschaft sowie den immer kleiner werdenden Handlungsspielraum der Kommunen in den Mittelpunkt.
Foto: Stadtverwaltung Weil am Rhein - Welti
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