„ZWISCHEN | SCHICHTEN“ - Werke von Hans-Jürgen Reuschel - Gut besuchte Vernissage - Neue Ausstellung im ARKANA Forum in Emmendingen bis zum 08. April 2024

Am 10.11.2023 fand die erfolgreiche erste Vernissage von Hans-Jürgen Reuschel (HJR) im Arkana Forum in Emmendingen statt. Im großzügigen Foyer fanden die fast 100 Besucher gerade Platz. Mit spannender Erwartung und einem Glas Sekt in der Hand wurde die Eröffnung der Vernissage erwartet. Im Hintergrund lief aufgenomme Klaviermusik des Künsters.
Nach einer Viertelstunde kam die Begrüßung von Celine Wegner im Namen vom Arkana Forum und die Vorstellung des Künstlers.

Anschließend wurde eine prägnante Laudatio auf den Künstler durch Gisela Gessner gehalten. Details der Laudatio bzw. eine Zusammenfassung kann im Anschluss eingesehen werden. Zwischen den Reden wurde Klaviermusik u.a. J.S.Bach, in der Bearbeitung von Busoni eingespielt, aufgenommen von HJR.

Nach kurzweiligen 45 Minuten hatten die zahlreichen Besucher Gelegenheit, die Bilder in der Vernissage mit zu betrachten. Dies ist noch bis April 2024 in den Räumlichkeiten des Arkana Forum in Emmendingen möglich.

***
Laudatio von Gisela Gessner über die Bilder Zwischen Schichten

Sie beschrieb den Künstler und seine Arbeitsprozesse. Erst erzählte sie über seine musikalsiche Karriere: Als Elzacher Jugendlicher spielte HJR Klarinette bei der Stadtmusik. Dann wandte er sich dem Klavier zu, an dem er eine klassische Ausbildung erhielt. Er entschied sich für den Beruf des Orgelbauers, in dem er jahrzehntelang erfolgreich tätig war.

Vor wenigen Tagen hat er die Restaurierung der Orgel in der Wilmersdorfer Auenkirche in Berlin abgeschlossen.

Sie beschrieb, dass die Farbe in sein künstlerisches Arbeiten kam, zuerst im Zusammenhang von Orgeln.
Die Technik des Marmorierens war ein erster Schritt, sich mit der Bearbeitung von Farbflächen zu befassen

Bei der Restaurierung einer Tür war er fasziniert, wie sich bei den einzelnen Arbeitsgängen des Ablaugens und Abschleifens alter Lackschichten allmählich eine überraschende Maserung des Holzes
zeigte. So entstand die Arbeit mit den Schichten, die sich Im Verlauf seines bildnerischen Schaffens immer weiterentwickelte.

Am Anfang sind es leichte Striche -auf Leinwand oder Papier-, die sich von Farbauftrag zu Farbauftrag immer mehr verdichten. HJR folgt den sich entwickelnden Strukturen, setzt vereinzelt Akzente durch Farben oder die Betonung von Linien und Texturen.
Schicht um Schicht nimmt das Bild Gestalt an und es entstehen optische Räume, die aber nicht definiert sind. Anders als bei den Orgeln gibt es keinen Plan für die Bilder, sondern sie entwickeln sich aus sich selbst heraus.
HJR verwendet für seine bildnerische Arbeit fast ausschließlich Spachtel, Schaber oder Lineal.

HJR ist im bildnerischen Bereich Autodidakt. Was seine Bilder betrifft, wollte er keinen Regeln unterworfen sein, sondern sich die Freiheit des Sehens, Denkens, Fühlens erhalten – das „Unformatierte“, wie er es auch nennt. HJR gibt seinen Bildern keine Titel,. Die Bildarbeiten, die unter dem Thema ZWISCHEN SCHICHTEN gezeigt werden, sind das Ergebnis eines längeren kreativen Prozesses, der für den Künstler ein Experiment und eine Herausforderung gleichzeitig ist.

***

Interview mit dem Künstler Hans-Jürgen Reuschel
(geb. 04.10.1958 in Elzach, Beruf: Orgelbaumeister)

ZWISCHEN SCHICHTEN
Vermischung | Abgrenzung | Nähe | Verbundenheit | Trennung | Distanz | Veränderung |

"Jahrzehntelang habe ich mit Hingabe Orgeln entworfen, durchgeplant und gebaut: Neue Orgeln millimetergenau konstruiert, alte Orgeln vermessen, Spuren gesucht, Schichten entdeckt, reorganisiert oder restauriert, Bauteile einer strengen inneren Ordnung folgend entwickelt und zusammengeführt.

Alles mit der Aufgabe, aus den mannigfachen Teilen eine Gesamtheit herzustellen, in der Klangerzeugung und Klangwahrnehmung eine Einheit mit der Architektur des Raumes bilden, in dem das Instrument steht. Da war kein Platz für Improvisation und Sich-treiben-lassen.

Ganz im Gegensatz hierzu erlebe ich meine Bildarbeiten. Sie entstehen frei und losgelöst von äußeren Umständen, der eigenen Intuition folgend, ohne irgendwelche Vorgaben. Und so entwickelte sich das
Thema SCHICHTEN, das mich seit einiger Zeit in vielerlei Hinsicht beschäftigt.

Die Bildarbeiten, die ich unter dem Thema ZWISCHEN SCHICHTEN zeige, sind das Ergebnis eines längeren kreativen Prozesses, der sich von den Zwängen und Erwartungen des Alltags versucht zu lösen.

Ich folge meiner inneren Stimme, die mir sagt, wie ich Farben, Formen und Texturen kombinieren kann, um Schichten von Bedeutung und Emotion zu erzeugen. Ich lade den Betrachter ein, sich in diese Schichten zu vertiefen und seine eigenen Interpretationen zu finden.

Meine Bildarbeiten sind für mich eine Form der Selbstentdeckung geworden und des Ausdrucks, die mir Freude und Erfüllung schenken.
Im Unterschied zu den immer einmaligen, aber flüchtigen Klangwundern, zur Musik, die eine Orgel hervorbringen kann, sind Bilder recht stabil. Ihre Außenwirkung entsteht in der Wahrnehmung durch
die Betrachter*innen.

Was ich beim Malen sehe und was die Betrachter*innen sehen, unterscheidet sich und – so habe ich festgestellt – verändert sich auch mit der Zeit und mit der Dauer der Betrachtung. Daher haben meine Bilder keine Namen. Denn allein schon die Bezeichnung lenkt diese Wahrnehmung in eine bestimmte Richtung. Dies möchte ich vermeiden und zu einem freien, unformatierten Einlassen und Entdecken einladen."