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Stadtkreis Freiburg - Freiburg

13. Sep 2021 - 11:25 Uhr

Scholz gewinnt knapp TV-Triell zur Bundestagswahl - Politikwissenschaftler Wagschal von der Uni Freiburg hat mit seinem Team das TV-Triell der Kanzlerkandidaten analysiert - Baerbock siegt bei Frauen und jungen Menschen, Laschet bei den 40-60-Jährigen

TV-Bild
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Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Uwe Wagschal von der Universität Freiburg hat mit seinem Team das TV-Triell der Kanzerkandidat*innen analysiert. Basis dafür ist das Online-Tool Debat-O-Meter, das das Team 2016 entwickelt hat und nun schon zum 18. Mal im Einsatz war.
Alle Interessierten konnten anonymisiert teilnehmen. Die 12.200 User*innen haben während der Sendung mit dem Debat-O-Meter Aussagen und Auftreten der Kandidat*innen Annalena Baerbock (Bündnis 90 / Die Grünen), Armin Laschet (CDU/CSU) und Olaf Scholz (SPD) live und sekundengenau bewertet.

Baerbock siegt bei Frauen und jungen Menschen, Laschet bei den 40-60-Jährigen an der Spitze

Die heiße Phase des Wahlkampfes hat ihren Höhepunkt mit dem Triell auf ARD und ZDF erreicht. Mit dem Debat-O-Meter konnten Zuschauer des Triells die Debatte in Echtzeit mit plus (+ und ++) und minus (- und --) im Internet bewerten. Mehr als 12.200 Teilnehmer nutzen dabei den Debat-O-Meter, der zudem mit einer Vor- und Nachbefragungen gekoppelt war. Insgesamt wurden dabei rund 642.000 Bewertungen von den TV-Zuschauern abgegeben.

Olaf Scholz liegt hauchdünn vorne, Baerbock verbessert sich am stärksten:
Auf die Frage: „Alles in allem, wer hat Ihrer Meinung nach in der Diskussion am besten abgeschnitten?“ gab es keine eindeutige Antwort von Seiten der Nutzerinnen und Nutzer des Debat-O-Meters. So sahen 32,2 Prozent der Teilnehmer Olaf Scholz als Sieger, Annalena Baerbock 32,0 Prozent und 27,6 Prozent Armin Laschet. Ein Unentschieden sahen 8,3 Prozent der Befragten.

Vor der Debatte wurden die Teilnehmer gefragt: „Wer, glauben Sie, wird in der Diskussion am besten abschneiden?“ Hier lag Olaf Scholz noch deutlich mit 41,2 Prozent vorne. Insgesamt hat er damit bei einer Betrachtung der Vor- und Nachbefragung etwas verloren. Die Zahl der Unentschiedenen ging jedoch deutlich zurück. Gaben vor der Debatte 20,2 Prozent ein Unentschieden als erwarteten Ausgang an, so reduzierte sich dieser Wert deutlich (auf 8,3%). Annalena Baerbock verbesserte sich am deutlichsten. Vor Beginn der Debatte erwarteten sie nur 17,2 Prozent als Siegerin. Aber auch Armin Laschet konnte gegenüber der Ausgangserwartung zulegen. Sein Anstieg betrug 7,4 Prozentpunkte.

Lässt man die Anhänger von Union, SPD und Grüne bei der Analyse außer Betracht, dann kam bei den Unentschlossenen, den Wählern anderer Parteien und den Nichtwählern Annalena Baerbock am besten an, gefolgt von Armin Laschet und Olaf Scholz. Letzter kam zwar bei den Grünen-Anhängern gut an, offensichtlich aber weniger in anderen politischen Lagern. Bemerkenswert ist der Befund, wenn man sich innerhalb dieser Gruppe die Altersverteilung ansieht: bei den Jungen (unter 40) lag hier Baerbock vorne, mit der Alterskohorte 40-59 Jahre Armin Laschet und bei den über 60-jährigen Olaf Scholz.

Deutliche Unterschiede nach Alter und Geschlecht:
Wertet man die Befragung jeweils nach Alterskohorten und Geschlecht aus, dann liegt bei den jungen Debat-O-Meter-Teilnehmern unter 40 Jahren Annalena Baerbock (42,8%) vor Olaf Scholz (25,4%) und Armin Laschet (24,5%). Bei der mittleren Alterskategorie dreht sich das Bild doch beachtlich. Hier liegt Armin Laschet mit 35,1% vor Olaf Scholz (30,4%) und Annalena Baerbock (27,5%). Deutlicher Sieger bei den Senioren ist Olaf Scholz mit 40,6%, vor Laschet und Baerbock. Damit zeigt sich ein doch erstaunlicher Befund: In den drei Altersklassen (jung, mittel, alt) gibt es drei verschiedene Sieger.

Wenig überraschend liegt Annalena Baerbock bei den Frauen an der Spitze (39,0%) vor Scholz (29,9%) und Laschet (21,5%). Dagegen liegt Baerbock bei den Männern auf dem dritten Platz, während Scholz mit 34 Prozent Zustimmung in dieser Gruppe gewinnt knapp vor Laschet (32,5%).

Scholz wirkt am kompetentesten und am führungsstärksten:
Wie kamen die drei Diskussionsteilnehmer beim Publikum an, wenn man nach bestimmten wichtigen Eigenschaften fragt? Die Zuschauer hatten dabei die Möglichkeit Baerbock, Laschet und Scholz auf einer Skala von -2 bis +2 zu bewerten. Die größte Führungsstärkte wurde – mit deutlichem Abstand – Olaf Scholz (Durchschnitt 0,6 auf der Skala von –2 bis +2), vor Baerbock (-0,05) und Laschet (-0,32) zugesprochen. Auch bei der Frage „…ist fähig, politische Probleme zu lösen“ sieht man die gleiche Reihenfolge Scholz vor Baerbock und Laschet. Jedoch liegt Scholz wieder deutlich vor seinen Konkurrenten. Am sympathischsten fanden die Zuschauerinnen und Zuschauer Annalena Baerbock (0,57 im Mittel), vor Scholz (0,49) und Laschet (-0,50). Bei der Frage nach der Glaubwürdigkeit liegt dagegen Baerbock knapp vor Scholz und deutlich vor Laschet. Bei den rhetorischen Fähigkeiten sahen die Zuschauer wieder Scholz deutlich vor Baerbock und Laschet.

Die Tops und Flops der Aussagen der Spitzenkandidaten:
Was waren die Tops und Flops während der Debatte? Das Debat-O-Meter kann genau anzeigen, bei welchen Aussagen die Zuschauer besonders zustimmten oder ablehnten. Am meisten Zustimmung erhielt Annalena Baerbock für Ihre Aussage, dass „zuallererst Abgeordnete, Minister, Leute wie wir“ in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen sollten, um diese zu stabilisieren. Den deutlichsten Widerspruch erfuhr die grüne Spitzenkandidatin mit Ihrem Statement, dass Sie den Soli nicht abschaffen wolle. Die Forderung von Union-Kanzlerkandidat Laschet, „das Wohnen im ländlichen Raum attraktiv [zu] halten, damit nicht jeder glaubt, für gleichwertige Lebensverhältnisse in die Stadt ziehen [zu müssen]“ fand große Zustimmung unter den Zuschauern. Hingegen wird Armin Laschet für seine Spitze im Schlussstatement gegen die Grünen – dass er nicht gängele, die Menschen machen lasse und ihnen nicht vorschreibe, wie sie zu denken, zu reden oder zu leben habe – mit negativen Bewertungen abgestraft. Olaf Scholz erhielt für seine zentrale Lehre aus der Corona-Pandemie, wonach der öffentliche Gesundheitsdienst auf den modernsten Stand zu bringen sei, ein Bestreben, das auch nach der Krise nicht aufhören dürfe, den größten digitalen Beifall. Starken Widerspruch erfuhr der SPD-Spitzenmann hingegen als er sich gegen eine Testpflicht für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen am Arbeitsplatz aussprach.

Konflikt am Anfang - inhaltliche Schwächen bei Baerbock:
Während Armin Laschet nur zu Beginn des Triells bei der Koalitionsfrage besonders angriffslustig war, erlahmte doch im Laufe des Abends seine Streit- und Kampfeslust. Ob sein Ziel „Kanzler des Vertrauens“ zu werden erfolgreich sein wird, darf angesichts des wohl eher erfolglosen Kampfes bezweifelt werden.

Annalena Baerbock war, wie die Daten zeigen, durchaus sympathisch und glaubwürdig, doch in manchen Punkten zeigte sie sich wenig sachkundig. So sprach sie von „Deutscher Wende“ statt Deutsche Einheit. Dann behauptete Baerbock es gäbe ein „Bundesfinanzamt“, was es natürlich nicht gibt, da die Steuererhebung in Deutschland Ländersache ist. Schließlich behauptete Baerbock, dass eine Einkommensteuererhöhung ab Einkommen von 100.000 Euro nicht die Unternehmen treffen würde. Auch das ist nicht korrekt, da es in Deutschland über 2,1 Millionen einkommensteuerpflichtige Einzelunternehmer (67% aller Unternehmer) gibt und auch Gesellschafter von Kapitalgesellschaften mit ihren Gewinnen der Einkommensteuer unterliegen. Auch eine – selbst korrigierte – Verwechslung von rechtsextremen Anschlägen in Hanau und Halle zeugte von einer gewissen Fahrigkeit bei Baerbock in der Diskussion. Olaf Scholz verfolgte mitunter eine bei Angela Merkel abgeschaute Strategie des „sie wissen wer ich bin“. Inhaltlich weitgehend souverän, schwamm er kurz beim der Diskussion um den Wirecard-Skandal und der jüngsten Durchsuchung im Finanzministerium. Ansonsten spulte er ruhig und souverän seine Antworten ab und streute – wenig hanseatisch – sogar einige witzige Bemerkungen ein. Große Übereinstimmung gab es aber auch: Insbesondere bei den Maßnahmen zur Corona-Politik waren die Parteidifferenzen doch sehr gering.

Scholz wird als Kanzler gewünscht, Baerbock nicht:
Am Ende wurden die Teilnehmer auch nach dem gewünschten Bundeskanzler gefragt: „Wenn man die Bundeskanzlerin/den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden?“ Die Ergebnisse sind doch sehr überraschend, angesichts hoher Sympathie und zahlreichen positiven Bewertungen bei der Echtzeitmessung der Debatte, liegt Annalena Baerbock nur auf dem dritten Platz mit 26,8 Prozent der Befragten. Knapp 30 Prozent wünschen sich Armin Laschet als Kanzler. Deutlicher Sieger hier ist Olaf Scholz, den 43,3 Prozent aller Befragten sich als Kanzler wünschen.

Bei den drei Schlussstatements des Triells haben sowohl Laschet als auch Scholz von Baerbock abgeschaut, die beim ersten Triell auf RTL offensiv vor das Redepult getreten war. Laschet betonte dabei sowohl das Soziale als auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands und das Ziel, die Menschen „machen zu lassen“. Annalena Baerbock verwies auf die Notwendigkeit eines sofortigen Politikwechsels in der Klimapolitik. Sie forderte einen „echten Aufbruch“ im Gegensatz zu einem „weiter so“. Scholz verwies auf die Solidarität während der Corona- und Flutkrise – getreu dem SPD-Motto „mehr Respekt“. So forderte er einen Mindestlohn von 12 Euro, eine starke Sozialpolitik, aber auch die Stärkung der Wirtschaft.

Bemerkenswert ist auch, welche Themen nicht angesprochen wurden. So wurden die Außen- und Verteidigungspolitik, die Innere Sicherheit und Europa nicht behandelt. Und nur am Rande wurde das Migrationsthema verhandelt, aber nur unter dem Aspekt des Arbeitskräftemangels. Bei der Bundestagswahl 2017 hat letzters Thema knapp die Hälfte der Sendezeit eingenommen.

Da die Personalisierung der Politik in den letzten Jahren immer weiter zugenommen hat, dürfte auch der zweite Sieg bei einem Triell eher bei der SPD einzahlen als bei den Mitbewerbern.

(Presseinfo: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 13.09.2021)


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