Verwöhnt, faul und ständig nur am Handy – die Generation Z genießt nicht den besten Ruf. In ihrer vermeintlich mangelnden Arbeitsmoral sehen einige Ökonomen sogar eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort. Doch was ist dran an solchen Klischees? Die IHK Südlicher Oberrhein wollte es genauer wissen und hat junge Menschen an sämtlichen Berufsschulen im Kammerbezirk befragt. Herausgekommen ist ein differenziertes Bild mit einigen Überraschungen.
Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Auf diese allgemein gestellte Frage antwortete die Mehrheit (51 Prozent) der an der Umfrage Teilnehmenden mit „eher zuversichtlich“. Bei nur 6 Prozent überwiegt der Pessimismus, während der Rest mit gemischten Gefühlen nach vorne schaut. Auch nach ihren Ängsten wurden die zwischen 1998 und 2007 geborenen Berufsschülerinnen und Berufsschüler gefragt. Ganz oben steht die Angst vor einem Krieg in Europa (47 Prozent), gefolgt von schweren Krankheiten (43) und der schlechten Wirtschaftslage (37). Sorgen bereiten einem Teil der jungen Menschen laut Umfrage auch Terroranschläge (36), Zuwanderung (26), Klimawandel (20) und Ausländerfeindlichkeit (18). Nach der Ausbildung keinen Arbeitsplatz zu finden, bekümmert 14 Prozent.
Auf die Frage, was ihnen wichtig im Leben sei, gaben mit 74 Prozent die meisten an, einen zuverlässigen Partner zu haben. Gute Freunde sind 72 Prozent wichtig. Das Leben in vollen Zügen zu genießen, wünschen sich 59 Prozent. Viel Geld zu verdienen, steht bei 49 Prozent hoch im Kurs. Verhältnismäßig wenig Wert legen die Befragten hingegen auf ein umweltbewusstes Verhalten im Alltag (9 Prozent), und politisch engagieren wollen sich lediglich 7 Prozent.
Ihre eigene finanzielle Lage bewerten 42 Prozent als gut bis sehr gut, 24 Prozent als schlecht bis sehr schlecht. Jede vierte befragte Person bessert ihr Gehalt mit einem Nebenjob auf – bei 80 Prozent liegt der Aufwand bei unter zwanzig Stunden pro Woche, bei 20 Prozent darüber. Nach ihrer Wohnsituation befragt, gaben 78 Prozent der Auszubildenden an, noch bei ihren Eltern zu leben.
Die Generation Z, so hört man oft, lege mehr Wert auf Freizeit als auf Karriere. Die IHK-Umfrage kann dieses Klischee nicht bestätigen. Zwar antworten 43 Prozent der Befragten, bei der Berufswahl auch auf die Work-Life-Balance zu achten, doch höher rangieren andere Themen: ein guter Verdienst (76 Prozent), ein angenehmes Arbeitsklima (69), eine sinnvolle Arbeit (57), ein nahegelegener und sicherer Arbeitsplatz (55) und kompetente Chefs (48).
Die Teilnehmenden der Umfrage machten auch eine Reihe von Angaben zur ihrer Ausbildungssituation. Als stressig und belastend empfinden ihren Berufsalltag rund 20 Prozent. Die Mehrheit (52 Prozent) bezeichnet ihre Ausbildung als „eher entspannt und hin und wieder etwas stressig und belastend“. 5 Prozent erleben nach eigenen Angaben im Betrieb eine „sehr entspannte“ Zeit.
Die Ausbildungsbetriebe erhalten überwiegend positive Bewertungen. 94 Prozent der Azubis geben an, dass ihr Ausbilder oder Ausbilderin immer oder häufig für sie da sei. 85 Prozent fühlen sich in ihrem Arbeitsumfeld fair und respektvoll behandelt. 84 Prozent dürfen ihre Überstunden ausgleichen. 77 Prozent können jederzeit die Berufsschule besuchen. 78 Prozent würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen.
56 Prozent haben sich ihre Ausbildung weithin oder genau so vorgestellt. 18 Prozent sind eher mit anderen Erwartungen in die Ausbildung gestartet. 48 Prozent sind sich sicher, dass sie von ihrem Betrieb nach der Ausbildung übernommen werden; 43 Prozent halten eine Weiterbeschäftigung für wahrscheinlich. Nur 9 Prozent rechnen mit einem Ende des Arbeitsverhältnisses. Eine Weiterbildung ist für 86 Prozent ein Thema. „Diese Einstellung ist sehr erfreulich“, urteilt Simon Kaiser, IHK-Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung. „Viele Berufe verändern sich rasant. Wer da Bereitschaft zeigt, sich weiterzubilden, um auf dem Laufenden zu bleiben, ist klar im Vorteil.“ Wer sich weiterbilden möchte, findet bei der IHK zahlreiche Beratungsangebote und Fördermöglichkeiten.
Jungen Menschen stehen im Kammerbezirk viele Ausbildungsplätze zur Verfügung. Das Angebot war zuletzt sogar höher als die Nachfrage, wie die IHK-Umfrage unter regionalen Ausbildungsbetrieben im vergangenen Juli zeigte. In der aktuellen Umfrage wollte die IHK von den Azubis wissen, wer ihnen dabei geholfen hat, ihren Ausbildungsplatz zu finden. Für 44 Prozent waren Eltern und Verwandte die wichtigsten Ratgeber. Für 23 Prozent spielten Freunde eine entscheidende Rolle bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz. Soziale Medien bezeichneten 12 Prozent als hilfreich, 11 Prozent wurden dank der Arbeitsagentur für Arbeit fündig. Die Schule spielte als Ausbildungsberaterin nur für 8 Prozent eine entscheidende Rolle. „Bei den Schulen ist noch Luft nach oben“, sagt IHK-Geschäftsführer Simon Kaiser.
„Wir arbeiten sehr gut mit den Schulen zusammen“, sagt Kaiser, „aber die Erfahrung zeigt, dass den Lehrerinnen und Lehrern für Berufsorientierung im Unterricht oft die Zeit fehlt, weil die Lehrpläne sehr dicht getaktet sind. Eine Rückkehr zu G9 könnte zumindest an den Gymnasien die Lage entzerren.“ Ihre praktischen Berufsberatungen richtet die IHK speziell auch an Gymnasiasten und entsendet hierfür Ausbildungsbotschafter. „Wir müssen auch Gymnasiasten zeigen, dass es zum Studium eine attraktive Alternative gibt: die Ausbildung in einem innovativen Unternehmen“, fordert Kaiser. Fast jeder fünfte Azubi bringe in einem IHK-Beruf inzwischen eine allgemeine Hochschulreife mit. „Abitur und Ausbildung passen also bereits heute sehr gute zusammen“, betont Kaiser, „diesen Trend wollen wir weiter verstärken“.
Um sich über die Ausbildung zu informieren, nutzen 41 Prozent der Befragten gezielt auch die sozialen Medien. Von Interesse sind vor allem Finanztipps (49 Prozent) und Weiterbildungsmöglichkeiten (43). Die beliebtesten Plattformen für Azubis sind Instagram (64 Prozent), YouTube (51) und TikTok (42). Fast ohne Relevanz ist Facebook (4).
(Presseinfo: IHK Südlicher Oberrhein, 30.09.2024)
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30. Sep 2024 - 16:46 UhrErgebnisse von IHK-Umfrage widersprechen Klischees über Generation Z - Bei Auszubildenden steht Work-Life-Balance nicht an erster Stelle - Gute Bewertung für Ausbildungsbetriebe

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