Die Entdeckung der Alzheimer-Krankheit war eine spannende Geschichte. Ulrike Hofmann-Paul studierte Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften und hat diese Geschichte 2001 aus dem Tal Vergessenheit geholt.
Mit ihrem Kollegen Basil Dorn ist sie am Donnerstag, 19. September 2024, um 18.30 Uhr im Museum im Ritterhaus zur szenischen Lesung des Theaterstücks „Die Akte Auguste D.“. Diese wird auch online übertragen.
Ein Gespräch mit der Dramaturgin über die Krankheit, den Arzt und Namensgeber Alois Alzheimer und das Entstehen der Lesung.
Frau Hofmann-Paul, wie kamen Sie zu der Idee, ein Theaterstück über Alzheimer zu schreiben?:
Ulrike Hofmann-Paul: Bei einer Ausstellung im Jahr 2000 stolperte ich durch Zufall über die „Aerztlichen Acten“ der Patientin Auguste Deter. Da waren unglaubliche Dialoge dabei, die ich unbedingt auf die Bühne bringen wollte. Professor Konrad Maurer war Leiter der Psychiatrie in Frankfurt und hat die Akten 1995 entdeckt und später ausgestellt. Er war sofort einverstanden damit, die Dialoge zu einem Theaterstück zu verfassen. Nach der Uraufführung 2001 wurde deutlich, dass das Interesse und der Aufklärungsbedarf groß ist. So machten wir aus dem Theater eine Lesung.
Das Stück stammt aus Ihrer Feder – was haben Sie während Ihrer Recherchen gefunden und wie trafen Sie zwischen all den Skripten eine Auswahl?:
Hofmann-Paul: Die Dramaturgie und der Aufbau des Stücks war meine Arbeit, ja. Die Biografie zu Alois Alzheimer sowie die Skripte erhielt ich von Professor Maurer. Sie waren der Grundstein. Für das Stück wählte ich die in meinen Augen interessantesten Skripte aus.
Meine Recherchen waren weitreichend. Ein Jahr trug ich zusammen, was ich brauchte. Ich war mitunter in der Pathologie in Hamburg, wo ich den Unterschied zwischen einem normativen- und einem Alzheimer-Gehirn gesehen habe. Das war wahnsinnig. Das Alzheimer-Gehirn war viel kleiner und gar nicht fest, eher wabbelig. Das zu sehen hat mich sehr beeindruckt. Außerdem stieß ich auf tolle Fotos beim Baden der Patienten. In großen Sälen wurden mehrere gleichzeitig über Stunden zur Beruhigung gebadet. Auf den Wannen lag Holz, sodass kein Patient aussteigen konnte. Diese Methoden durchbrach Alois Alzheimer. Er ließ die Patienten, die nicht gefährlich waren, im Park der Anstalt spazieren gehen. Generell hatte Alzheimer neue Methoden und war den Patienten gegenüber empathischer als die meisten seiner Kollegen.
In den Originalskripten tauchen zwei Personen auf: Auguste Deter und Alois Alzheimer. Bei der Lesung sprechen Sie und Basil Dorn jedoch mehrere Personen. Welche sind das?:
Hofmann-Paul: Ich brauchte unter anderem einen Sprecher, der Hintergründe beleuchtet und die Biografie Alois Alzheimers erzählt sowie einen Assistenzarzt und den Ehemann, Karl Deter, der zu seiner Zeit nicht mehr wusste, wie er mit seiner Frau noch umgehen sollte. Das habe ich in Dialogform gepackt.
Auguste Deter war damals ja erst 51 Jahre alt als sie Symptome des Vergessens und der Verwirrtheit bekam. Sie war übertrieben eifersüchtig, wanderte in der Nachbarschaft herum und redete wirr. Ihr Mann Karl Deter war total überfordert mit seiner Frau. Für „Altersblödsinn“ war es zu früh, das wusste auch er. Nur was es war, wusste er nicht und so ließ er sie einweisen. Zu ihrem Glück kam sie zu Alois Alzheimer, der früher schon ähnliche Krankheitsverläufe gesehen hatte, allerdings bei Patienten, die 70 Jahre oder älter waren. Durch Alzheimer bekam das noch neue Krankheitsbild einen Namen. Dank ihm wissen wir heute so vieles und können Patienten und vor allem Angehörige unterstützen. Es ist mir wichtig, durch die Lesung aufzuklären. Kinder kommen gut zurecht mit der Krankheit, aber die Wahrnehmung der Angehörigen braucht Veränderung. Patienten benötigen Zuwendung, körperliche Nähe, emotionale Unterstützung und insgesamt ein positives Umfeld. Es dürfen keine Zweifel an sie getragen werden.
Ihre Lesungen werden gerne von Alzheimergesellschaften gebucht.
Hofmann-Paul: Das stimmt. Alzheimergesellschaften entstanden etwa zu der Zeit, als große Persönlichkeiten wie Ronald Reagan oder Rita Hayworth daran erkrankten. Die Institutionen wollten für die Verbreitung richtiger Informationen auch etwas anderes machen, etwas mit Kunst und Kultur. Da entschied ich mich, eine Kurzfassung zu machen, eine Lesung.
Die authentischen Dialoge fesseln Angehörige. Sie fühlen sich gesehen und verstanden. Alzheimer-Patienten nehmen nämlich gerne Floskeln wie Auguste Deter es gemacht hat. „Was haben Sie gegessen? – Suppe und verschiedenes.“ Oder auf die Frage, wieso sie noch nicht angezogen sei, antwortete sie: „Ich hatte zu tun“.
Welche Reaktionen von Zuschauenden haben Sie bisher am meisten bewegt oder beeindruckt?:
Hofmann-Paul: Zu Beginn saßen meist Frauen im Publikum, die ihre Männer pflegten. Es wurde viel geweint und sich ausgetauscht. Die Krankheit war sehr mit Scham behaftet. Diese Scham musste aufgebrochen werden. Mittlerweile ist die Krankheit beim Großteil der Menschen angekommen. Angehörige öffnen sich und es entstehen nach der Lesung oft tolle Gespräche.
Ihre nächste Lesung ist in Offenburg, Sie waren aber bereits vorher beruflich hier:
Hofmann-Paul: Ja, ich freue mich sehr auf Offenburg. Mit meinem Theaterverlag, den ich letztes Jahr abgab, habe ich eng mit Edzard Schoppmann vom Theater BAAL novo gearbeitet, ich habe dort viele großartige Vorstellungen gesehen. Jetzt komme ich mit meinem eigenen Stück hierher.
(Presseinfo: Stadt Offenburg, 06.09.2024)
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19. September 2024: Alzheimer ist (k)ein Theater in Offenburg - Ulrike Hofmann-Paul setzt die Krankheit in Szene - Lesung im Museum im Ritterhaus

19. September 2024: Alzheimer ist (k)ein Theater in Offenburg.
Basil Dorn und Ulrike Hofmann-Paul bei einer Lesung.
Foto: Stadt Offenburg - Privat
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