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Ortenaukreis - Offenburg

12. Nov 2024 - 21:32 Uhr

Förster in zwei Welten - Thomas Westermann betreut als Kreisförster einen Revierteil im Rheintal und einen auf über 1.000 Meter Höhe im Ortenaukreis

Förster in zwei Welten - Thomas Westermann

Foto: Landratsamt Ortenaukreis
Förster in zwei Welten - Thomas Westermann

Foto: Landratsamt Ortenaukreis
Die gute Führung eines Forstreviers geht über das reine Fachwissen weit hinaus. Die typischen Eigenheiten, die jeder einzelne Wald aufweist, muss der Förster im Laufe der Zeit erst kennenlernen. Und viele dieser Eigenheiten hängen stark mit der Höhenlage zusammen, in der sich das Revier befindet. Der Kreisförster Thomas Westermann ist seit drei Jahren Forstrevierleiter der Stadt Achern sowie der direkt danebenliegenden Gemeinde Sasbach. Sein Revier hat eine Größe von rund 1.300 Hektar und besteht aus zwei größeren Teilen: 500 Hektar Flußauewald liegen größtenteils in Achern auf gerade einmal dem Niveau des Rheins, der Rest kurz unterhalb der Hornisgrinde in über 1.000 Metern Höhe. Die beiden Revierteile decken zusammen fast die komplette Palette der in der Ortenau vorkommenden Baumarten ab. Westermann ist also, zumindest aus forstfachlicher Sicht, Revierleiter in zwei ziemlich verschiedenen Welten.

Doch was macht den nun den Unterschied?

Westermann lacht. „Der Auewald ist für mich wie das Fahren auf der Autobahn. Alles geht schnell, man muss dranbleiben, darf nicht schlafen“, erklärt der Revierleiter. Bei der Erziehung des sogenannten „Buntlaubholzes“, wie man Esche, Ahorn, Kirsche und noch einige andere wegen ihres bunt verfärbten Herbstlaubs im Auewald nennt, muss der Förster aufgrund des rasanten Jugendwachstums viel früher eingreifen, als im Bergwald. Dort gehe es wesentlich entspannter zu. Die Wuchsdynamik sei dort aufgrund der deutlich kühleren Temperaturen – es können zweistellige Unterschiede sein im Sommer – wesentlich geringer, und der Förster habe für seine Entscheidungen einfach mehr Zeit. Außerdem sei im Bergwald mehr Ruhe. „Und weniger Leute“, wie der Revierleiter verschmitzt anfügt, was ganz in seinem Sinne sei.

Der passionierte Waldbauer und bekennende Tannenfan stammt aus Bühl-Waldmatt, das mitten im Bergmischwaldgebiet liegt. Daher rührt auch sein großes Interesse an der Weißtanne. Westermann arbeitet bei aller Freude und Faszination an seinem waldbaulichen Wirken durchaus wirtschaftlich orientiert. Seine Kernbotschaft beinhaltet die weitere Förderung der Verwendung von Holz als nachhaltigem Material. „Holz ist einfach ein tolles Produkt!“ stellt er unumwunden fest. Ein warmer Baustoff, den er gerne anfasse, ja sogar manchmal dran rieche. Doch bei aller Faszination stellt sich für ihn jeden Tag die ganz praktische Frage, wie er durch sein Tun „tolle Bäume“ (O-Ton Westermann) bekommt; also stattliche alte, ja geradezu ehrwürdige Exemplare. Deswegen ist die sogenannte „Erziehung“ der Wälder – vom Sämling oder der Pflanzung über die Jugendphase bis zum alten Wald – das zentrale Thema für ihn als Förster. Und das hat er verinnerlicht. „Die Entwicklung eines Feingefühls für den Wald, der über Generationen da sein wird, ist für mich ganz persönlich einfach nur schön und erfüllend“, fasst der Förster seine Bemühungen zusammen.

Im voranschreitenden Klimawandel geht es dem Revierleiter mehr denn je darum, die Wälder in ihrer Substanz zu erhalten und ihre Funktionenvielfalt für künftige Generationen zu sichern. Also in erster Linie dafür zu sorgen, dass Wald auch in einigen Jahrzehnten noch Wald sein wird. Auch wenn die Baumarten in Zukunft nicht mehr dieselben sein werden, wie heute. Dabei sind für den 37-Jährigen Waldbau und Jagd zwei wesentliche Bausteine, die beide im Zusammenspiel in einer naturnahen Waldbewirtschaftung eine zentrale Rolle spielen. Dort, wo die Wald-Wild-Balance nicht stimmt, leidet die Baumartenvielfalt und die nächste Waldgeneration muss aufwändig und teuer gepflanzt werden. „Die natürliche Verjüngung unserer Wälder kann nur durch die konsequente Jagd auf Rehe gesichert werden“, konstatiert Westermann. Dies ist durchaus aufwändig und erfordert vor allem ein gutes Miteinander der Waldbesitzer, der Waldbewirtschafter und der Jägerschaft. Positive Beispiele, die zeigen, dass dieses Miteinander gelingen kann, gibt es in der Ortenau sowohl im Rheintal als auch in den Höhenlagen des Schwarzwaldes. „Das motiviert, hier am Ball zu bleiben“, so Westermann.


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