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Stadtkreis Freiburg - Freiburg

29. Oct 2024 - 14:14 Uhr

Museum Natur und Mensch in Freiburg: Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts über Kaiserlichen Marinekreuzer S.M.S. Cormoran liegen vor - Herkunft von etwa hundert Objekten der Ethnologischen Sammlung aus Ozeanien wurde untersucht

Museum Natur und Mensch in Freiburg: Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts über Kaiserlichen Marinekreuzer S.M.S. Cormoran liegen vor.
Blick von der Insel Lenger auf die Sokehs-Berge, wo die Hauptkämpfe des antikolonialen Aufstands von 1910/1911 stattfanden. Auf Lenger befand sich damals ein Handelsposten der deutschen Jaluit-Gesellschaft, dessen Reste man noch teilweise im Wasser erkennen kann. 

Foto: Stadt Freiburg - Godwin Kornes
Museum Natur und Mensch in Freiburg: Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts über Kaiserlichen Marinekreuzer S.M.S. Cormoran liegen vor.
Blick von der Insel Lenger auf die Sokehs-Berge, wo die Hauptkämpfe des antikolonialen Aufstands von 1910/1911 stattfanden. Auf Lenger befand sich damals ein Handelsposten der deutschen Jaluit-Gesellschaft, dessen Reste man noch teilweise im Wasser erkennen kann.

Foto: Stadt Freiburg - Godwin Kornes

Mehr als 3000 Objekte aus Ozeanien lagern in der Ethnologischen Sammlung des Freiburger Museums Natur und Mensch – über ein Drittel ist während der deutschen Kolonialherrschaft in Ozeanien in die Sammlung gekommen. Etwa hundert von ihnen kamen mit einem Kreuzer der Kaiserlichen Marine: der S.M.S. Cormoran. Handelt es sich dabei um Raubkunst oder haben die Besatzungsmitglieder die Werke durch Handel in ihren Besitz gebracht? Diese Frage steht im Zentrum der Forschung zur S.M.S. Cormoran am Museum Natur und Mensch – jetzt gibt es erste Ergebnisse: Ein großer Teil der Objekte wurde allem Anschein nach als Reisesouvenirs erworben. Einige jedoch stammen möglicherweise aus einem Kriegseinsatz der Marine in Mikronesien und wurden in diesem Fall unrechtmäßig durch Besatzungsmitglieder angeeignet.

Das Forschungsprojekt „Die S.M.S. Cormoran, deutsche ‚Strafexpeditionen‘ in Ozeanien und die Ethnologische Sammlung des Museums Natur und Mensch. Zum Zusammenhang von Kolonialismus und dem Sammeln von Ethnographika“ läuft seit Januar und soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Die finanziellen Mittel für das Projekt mit zwei Forschungsreisen nach Mikronesien stammen aus einer Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK). Das Forschungsprojekt ist mit dem Ziel angetreten, Erwerbsumstände, Herkunft und Bedeutung der Objekte zu klären. Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus den Herkunftsgesellschaften widmen sich die Freiburger Forscherinnen und Forscher auch der Frage nach einem Zusammenhang mit den ‚Strafexpeditionen‘ der S.M.S. Cormoran. Im Fokus stehen die Sammler Paul Werber und Walther Brandt, beide Besatzungsmitglieder der S.M.S. Cormoran, die einen biografischen Bezug zur Stadt Freiburg haben. Über sie gelangten viele Ethnographika ins Museum. Darüber hinaus leistet das Projekt Grundlagen- und Kontextforschung zu den Reisen des Marineschiffes, der Durchführung von sogenannten ‚Strafexpeditionen‘ und anderen militärischen Aktionen.

Alle Objekte wurden – sofern möglich – erfasst, auf ihre Herkunft untersucht, dokumentiert und digitalisiert. Dabei zeigte sich, dass die Sammlung von Walther Brandt in keiner Verbindung zu militärischen ‚Strafexpeditionen‘ steht. Bei den untersuchten Objekten handelt es sich zum Großteil um klassische Reisesouvenirs. Einige Ethnographika von Paul Werber hingegen stammen aus Pohnpei, Mikronesien, wo er an einem Kriegseinsatz der Marine gegen einen antikolonialen Aufstand in führender Rolle beteiligt war. Ein Unrechtskontext ist nicht auszuschließen.

Ein wichtiger Bestandteil des Projekts waren zwei Forschungsreisen nach Pohnpei und auf die Insel Guam. Ziel war es, den Austausch mit Nachfahren von Menschen zu suchen, die von der deutschen Kolonialherrschaft und der Strafexpedition der S.M.S. Cormoran betroffen waren. Zum einen wurde dieser Teil der Geschichte in Ozeanien bislang nur wenig erforscht, zum anderen konnte so die historische Verbindung Freiburgs zu den deutschen Kolonien konkret herausgearbeitet werden. Auf beiden Reisen im Herbst 2023 und im Frühjahr 2024 wurden die wichtigsten historischen Orte des Kolonialkrieges (1910–1911) dokumentiert, darunter auch ein Massengrab hingerichteter antikolonialer Rebellen sowie deutsche Kriegsgräber und Denkmäler. Es wurde ermittelt, wie aus heutiger Sicht an den damaligen Aufstand erinnert wird.

Das Projekt läuft noch bis Jahresende. Bis dahin sollen alle Daten zusammengeführt und in die Museumsdatenbank ‚imdas pro‘ übertragen werden.

(Presseinfo: Stadt Freiburg, 29.10.2024)


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