Ein großes Fest sollte es werden, die letztmalige Verleihung des Georg Salvamoser Preises am 21. März 2021. Doch coronabedingt wurden die diesjährigen Gewinner in kleiner Runde geehrt. Die Veranstaltung wurde per Livestream aus dem M10 SolarCampus Freiburg übertragen.
Franz Alt moderierte den Abend. Gezeigt wurde ein filmischer Rückblick auf das Leben und Werk von Georg Salvamoser, geladene Energieexperten wurden zu den Tendenzen beim Klimaschutz und dem Ausbau der erneuerbaren Energien befragt.
Der Abend begann mit einem filmischen Rückblick über das Leben und Wirken des Freiburger Solarpioniers Georg Salvamoser (1950-2009), der Anfang der 90er Jahre mit seiner Frau Maria nach Freiburg gekommen war, um aus der Solarszene eine regelrechte Branche zu machen.
Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik beschrieb den Solarpionier Salvamoser als einen „herzlichen, kämpferischen Menschen, der die Menschen mitnehmen und begeisternkonnte“. Nach 24 Amtsjahren übergibt Gerda Stuchlik im April den Staffelstab an ihre Nachfolgerin.„Wir haben als Kommune unsere Gestaltungsmacht im Bereich Klimaschutz ausgenutzt.“
Der Freiburger Gemeinderat habe ein Maßnahmenpaket mit über 160 Klimaschutz-Maßnahmen verabschiedet, 6 Mio. Euro stünden hierfür jährlich im Haushalt bereit. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels müsse man jedoch schneller werden. Dazu müssten aber auch die Rahmenbedingungen vom Land und Bund stimmen. „Als Kommune können wir das nicht alleinestemmen“, betonte Gerda Stuchlik.
Künftig müsse alles, was neu gemacht wird, klimaneutral sein. Auch der Photovoltaikausbau müsse forciert und die Windenergie im Schwarzwald weiter ausgebaut werden. „Freiburg kann sich auch die Nutzung von Geothermie vorstellen, das käme dann als weitere Option dazu“, unterstrich Bürgermeisterin Stuchlik.
Carolin Salvamoser erinnerte sich an den visionären Start ihrer Eltern. Seither sei viel passiert im Bereich erneuerbare Energien, aber eben nicht genug. Wie einst ihr Vater mahnte auch Carolin Salvamoser, Tempo im Klimaschutz aufzunehmen. „Wir müssen anfangen. Jeder einzelne, wo er kann. Je länger wir warten, desto radikaler werden die erforderlichen Maßnahmen.“
Ulrich Martin Drescher, einstiger Weggefährte Georg Salvamosers, findet den damaligen Gründergeist auch heute noch vor: In Freiburg würden sich zahlreiche Start-ups gründen, die die gleichen Visionen verfolgen wie vor 30 Jahren Georg und Maria Salvamoser. „Der Salvamoser-Spirit ist nach wie vor virulent“, so Ulrich Martin Drescher.
Die Fridays for Future Aktivistin Sarah-Lea Kuner betonte, dass die „GreenCity“ Freiburg einiges mehr tun müsse, um diesen Titel weiterhin tragen zu dürfen. Klimaneutralität müsse schon 2030 erreicht werden. Für die kommenden Monate im Superwahljahr kündigte sie weitere öffentlichkeitswirksame Maßnahmen der Fridays for Future Bewegung in Freiburg an. Das ist die letzte Wahlperiode, in der noch etwas getan werden kann, um den Klimawandel aufzuhalten. „Wir werden weiterhin laut sein.“
Ein weiterer Interviewpartner war aus Pforzheim angereist. Markus Elsässer hatte Anfang der 90er Jahre die Intersolar nach Freiburg gebracht. Mit dem Boom der Branche wechselte die Messe dann nach München, wo sich die Intersolar mit anderen Teilmesse zu dem europaweit größten Branchentreffen rund um erneuerbare Energien und Energieeffizienz, die Smarter E Europe, entwickelte. Elsässer berichtete von einer sehr positiven Stimmung in der Branche mit zweistellen Wachstumsraten bis zu über 30% jährlich. Dies sei erfreulich, aber angesichts des fortschreitenden Klimawandels immer noch zu wenig.
„Wir bräuchten das Dreifache an Installationszahlen, wenn wir die Klimaziele erreichen möchten“, betonte Elsässer. Die Branche könne dies leisten, aber die Randbedingungen müssten stimmen. Die seien heute viel zu kompliziert und verzögerten den Ausbau der erneuerbaren Energien unnötig.
In eine ähnliche Richtung argumentierte Prof. Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energieysteme ISE, die größte Forschungseinrichtung für Solarenergiein Europa. Das Fraunhofer ISE beschäftigt sich intensiv mit Transformationspfaden der Energieversorgung. Diese zeigten, so Professor Bett, dass der Weg in eine klimaneutrale Zukunft nicht über eine einzelne Technologie gehe. Vielmehr brauche es einen ganzen Mix aus allen erneuerbaren Energien, aber auch Speichertechniken wie Wasserstoff. „Wir werden das komplette Energiesystem verändern müssen.“ Die Technologien seien vorhanden, die Frage sei nur: Wie schnell können wir diese umsetzen.
Mut machte er bezüglich der Effizienzfortschritte bei der Solarzellentechnologie. Lagen die Wirkungsgrade in der Photovoltaik früher unter 10%, betragen diese heute 20 Prozent. „Wir arbeiten derzeit an Tandemsolarzellen, die sogar 30% und mehr Wirkungsgrad bringen“, so Bett. Die erneuerbaren Energien würden sich schon aus reinen Kostengründen langfristig durchsetzen.
Preisgeld von insgesamt 25.000 Euro überreicht
Nach zahlreichen Interviews erfolgte die Preisverleihung an die insgesamt vier Gewinner des Georg Salvamoser Preis 2021. Den mit 10.000 Euro dotierte Georg Salvamoser Hauptpreis nahm Alma Spribille von WEtell entgegen.Der Freiburger Mobilfunkanbieter setzt den Emissionen aus der Netzinfrastruktur 100% Solarstrom entgegen. Die Idee eines solaren Mobilfunkanbieters komme gut an, unterstrich Alma Spribilla. „Wir haben 3.000 Kunden, wöchentlich kommen 100 Neukunden dazu“. Eine Crowdfunding-Kampagne werde in Kürze gestartet, um das weitere Wachstum zu finanzieren. - www.wetell.de
Für die BürgerEnergie Berlin nahmen Christoph Rinke und Arwen Colell einen Georg Salvamoser Preis 2021 in Höhe von 5.000 Euro entgegen. Beide waren für das Interview live aus Berlin dazugeschaltet und erläuterten die Idee der genossenschaftlichen Beteiligung am Berliner Stromnetz. Ihr Ziel sei es, den Berliner Masterplan Solar mit anvisiertem 25% Solaranteil bis 2050 in die Umsetzung zu bringen. Da der Verkauf des Stromnetzes bevorstehe, wolle die BürgerEnergie Berlin das Land Berlin an die im Koalitionsvertrag versprochene Bürgerbeteiligung erinnern. Unterstützer und Neumitglieder aus ganz Deutschland sind gesucht. - www.buerger-energie-berlin.de
Für die Firma Consolar nahm Ulrich Leibfried einen weiteren Georg Salvamoser Preis in Höhe von 5.000 Euro entgegen. Consolar hat einen neuartigen Solarkollektor entwickelt, der Strom und Wärme gleichzeitig liefern kann. Die Entwicklung habe einige Jahre gedauert, es gab auch immer wieder Rückschläge. Nun ist die Entwicklungsphase überwunden, die Technologie auch schon erfolgreich im Einsatz. „Wir rechnen mit einer jährlichen Verdoppelung des Absatzes“ prognostizierte Leibfried im Gespräch. - www.consolar.de
Der Förderpreis JUNGE ENERGIE (5.000 Euro) ging in diesem Jahr an die Klimalotsen im Naturschutzzentrum Bergstraße. Die Jugendgruppe vergibt über die Plattform KIVA zinslose Darlehen für nachhaltige Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern. Initiator Erhard Renz sagte in der Videoschaltung, dass die Klimalotsen nun ganze Schulklassen darin schulen möchten, sich bei KIVA zu beteiligen. Beteiligte Klassen erhalten ein Startkapital in Höhe von 250 Euro. - www.kiva.org/team/climatepilots
Georg Salvamoser Preis
Namensgeber des hochdotierten Umweltpreises war der Freiburger Solarpionier, Gründer der Solar-Fabrik und visionäre Unternehmer Georg Salvamoser (1950-2009). Ausgezeichnet wurden Heldinnen und Helden der Energiewende, die sich mit ihren Projekten für eine 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung engagieren. Im Jahr 2021 wurde der mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Georg Salvamoser Preis zum siebten und zum letzten Mal verliehen.
(Info: triolog Pressedienst)
P.S.
Die Georg-Salvamoser-Stiftung dankt allen Sponsoren für ihre Spenden und Sachleistungen, ohne die diese Preisverleihung nicht möglich wäre:
M10 Industries AG
Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG
Solar Promotion GmbH
Stiftung viamedica, Prof. Dr. Franz Daschner
Seven2one Informationssysteme GmbH
triolog - kommunikation mit energie
Titelseite » Aus den Landkreisen » Textmeldung
Stadtkreis Freiburg - Freiburg
31. Mar 2021 - 19:29 Uhr"Man kann uns bremsen, aber nicht aufhalten“ - Georg-Salvamoser-Preis am 21. März letztmalig verliehen (per Livestream). - Energieexperten stellen dringenden Handlungsbedarf beim Klimaschutz fest.

Alma Spribille, WEtell GmbH (Mitte) nahm den Georg Salvamoser Preis von Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik (re.) und Maria Salvamoser (li.) entgegen.
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